Rede für Bunt statt braun / AfD-Gegendemo am 17. Oktober 2018 in Weißenborn/Ringgau
Schön, dass ihr hier seid! Es tut gut, euch hier zu sehen!
Seit Jahren demonstriert „Bunt statt braun“ gegen die menschenfeindliche Hetze der braunen Kameraden, die sich in der AfD zusammengerottet haben.
Im Namen des Bündnisses „Bunt statt braun im Werra-Meißner-Kreis“ danke ich allen, die sich hier, im kleinen Weißenborn, für Menschenrechte, für eine offene, bunte Gesellschaft, gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit zusammen gefunden haben!
Wir stehen hier, um die Willkommenskultur, für die sich unzählige Bürgerinnen und Bürger tatkräftig einsetzen, zu verteidigen! Eine Willkommenskultur, die unter dem Einfluss der AfD zur „Abschiebekultur“ verkommen ist!
So genannte „besorgte Bürger“, die Opfer einer verfehlten Sozialpolitik geworden sind, wählten diese Partei sogar in den Bundestag. Dort zeigt sie ihr wahres Gesicht: Mit nationalsozialistischer Rhetorik reden ihre Vertreterinnen und Vertreter von „Umvolkung“, „Aufgabe unseres Vaterlandes“, von „ungesunder Rassenvermischung“ und der „Islamisierung unseres Abendlandes“. Wir kennen solche menschenverachtenden Ausdrücke aus der Nazizeit – und wir wissen auch, was daraus entstanden ist: Verfolgung, Krieg, Zerstörung, unendliches Leid, 60 Millionen Tote weltweit.
Heute spricht der Spitzenpolitiker der AfD, Björn Höcke, sicher auch wieder solche Sätze wie:
(Originalzitate) „Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat!“ „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“
Ein Geschichtslehrer wie Höcke sollte wissen, was das von Hitler angestrebte „Tausendjährige Reich“ Deutschland und der Welt in den 12 Jahren seiner Herrschaft angetan hat!
Sehen wir in das AfD-Wahlprogramm, kann uns Demokratinnen und Demokraten nur noch das kalte Grausen überkommen.
Dort stehen Forderungen wie:
Eine deutsche Leitkultur – wie diese aussehen soll, wird –noch- nicht gesagt.
Es soll keine Aufarbeitung des so genannten 3. Reiches und seiner verheerenden Folgen im Geschichtsunterricht mehr geben!
Die AfD will das Pariser Klimaabkommen aufkündigen – laut AfD gibt es gar keinen Klimawandel!
Sie will die gesetzliche Rente abschaffen – jeder soll seine Altersversorgung gefälligst selbst ansparen!
Die AfD will bei Scheidungen die Schuldfrage wieder einführen – es soll wieder schmutzige Wäsche vor Gericht gewaschen werden!
Alleinerziehende sollen keine Unterstützung mehr erhalten!
Statt dessen wird von der „deutschen Familie“ gefaselt, die – nach AfD-Verständnis – aus der Ehe von deutschem Mann, deutscher Frau und deutschen Kindern besteht. Das bedeutet: Der Mann soll arbeiten –und zwar bis zum 70. Lebensjahr! -, die Frau zurück an den Herd und deutsche Kinder gebären. Die grundgesetzlich verankerte Gleichberechtigung lehnen diese ewig Gestrigen ab!
Und weiter:
Schuldfähig sollen schon 12jährige Kinder sein!
Der dringend benötigte soziale Wohnungsbau soll dem freien Markt überlassen werden – wo das hinführt, können wir schon jetzt sehen!
Und natürlich die Flüchtlinge, die – laut AfD – an allen Miseren in diesem Land schuld sein sollen. Menschenrechte kommen im AfD-Programm nicht vor, wohin das führt, können wir täglich den Medien entnehmen:
Anders Denkende, anders Aussehende und Migranten werden von rechten Schlägern gejagt, misshandelt und beleidigt, ihrer Menschenwürde beraubt. Geschäfte unserer ausländischen Mitbürger werden zerstört.
Die AfD pflegt enge Kontakte zur Neo-Nazi-Szene, verurteilte Rechtsextreme marschieren in einer Reihe mit Björn Höcke und seinen braunen Kameraden.
Und zuletzt das noch:
Die AfD hat in Hamburg ein Meldeportal auf ihrer Propaganda-Seite eingerichtet, dort sollen Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern, Lehrerinnen und Lehrer anders Denkende denunzieren!
Die AfD nennt das als eine Möglichkeit, „Verstöße gegen das Neutralitätsgesetz“ zu melden und bezeichnet es als „Demokratie-Projekt“.
Ich nenne das eine „blau-braune Denunziationsmaschine!“
240 000 Menschen sind am vergangenen Samstag in Berlin gegen Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsklitterung auf die Straße gegangen. Hier stehen heute etwas weniger Menschen mit demselben Anliegen:
Auch wir wenden uns gegen Hass, Ausgrenzung unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und gegen rechtes Gedankengut, das unsere Gesellschaft spaltet und vergiftet und unser Grundgesetz verhöhnt.
Wir bekennen uns zu einem weltoffenen Werra-Meißner-Kreis, zu einem friedlichen Miteinander aller hier Lebenden, egal, woher sie kommen –
nicht nur heute, sondern immer wieder und überall!
In diesem Sinne:
Wer in der Demokratie schläft, wird im Faschismus aufwachen!