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Im November 2013 startete das Aktionsbündnis Bunt statt braun seine Vortragsreihe

„Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis von heute“.

Erster Vortragender war Prof. Micha Brumlik, emeritierter Professor der Erziehungswissenschaften der Universität Frankfurt. Am 24.11.2013 hielt er in der Volkshochschule in Eschwege seinen Vortrag mit dem Titel: „Vom christlichen Antijudaismus -insbesondere Luthers- zum politischen Antisemitismus der Jahre 1933 bis 1945“.

Am 30.01.2014 berichtete Annamaria Zimmer über „Die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden aus Eschwege und der Umgebung“.

Michael Krämer stellte am 27.03.2014 die Frage, „Wer brachte Hitler an die Macht?“ Gab darauf interessante Antworten
und ging dabei auch auf die lokalen Ereignisse des Jahres 1933 im Werra-Meißner-Kreis ein.

Lothar und Katharina König berichteten am 27.04.2014 über den NSU. Ihr Vortragsthema lautete:
„Der nationalsozialistische Untergrund. Von gesellschaftlichen Bedingungen der Entstehung bis zum Stand der Aufklärung“

Dr. Annika Spilker hielt am 12.06.2014 ihren Vortrag „Wurzeln rechtsextremer Ideen im antichristlichen Antisemitismus und im völkischen Feminismus.

Ursula Vaupel erzählte am 25.09.2014 aus ihrem Leben unter dem Titel „Ich war ein Hitlermädchen“.

Gerd Strauß stellte am 09.10.2014 die provokante Frage „Eschwege, eine Stadt im Nationalsozialismus oder eine nationalsozialistische Stadt?“

Prof. Christoph Safferling von der Universität Marburg berichtete am 06.11.2014 über
„Die Rosenburg, das Bundesministerium der Justiz und sein Umgang mit der NS-Vergangenheit.“

Am 10.01.2014 besuchte eine Gruppe des Aktionsbündnisses die Ausstellung „Fritz Bauer, der Staatsanwalt“ im Landtag in Erfurt.

Am 22.01.2015 wird Herr Dr. med. Konrad Görg um 19:00 Uhr in der VHS in Eschwege einen
Vortrag mit dem Thema „Wir sind, was wir erinnern -zwei Generationen nach Ausschwitz“ halten.

Am 19.03.2015 um 18:30 Uhr wird der ehemalige Richter am Oberlandesgericht Braunschweig, Herr Dr. Helmut Kramer zum Thema „Die Aufarbeitung von Justizverbrechen in Ost und West. Zwei verpasste Chancen“ sprechen.

Die Absicht des Aktionsbündnisses Bunt statt braun ist es aber nicht, nur Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Auf der letzten Zusammenkunft am 14.01.2014 wurden im Kreis der Anwesenden erste Überlegungen diskutiert, wie man durch einen breit angelegten Dialog unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen und Institutionen eine Art regionales Rahmenkonzept zu der Frage entwickeln könne, „Wie wollen wir zukünftig in einer konfessions- und weltanschauungsübergreifenden Migrationsgesellschaft zusammen leben? Welche Form von Erinnerungskultur wollen wir pflegen? Welche Grundprinzipien sind für uns für unser Zusammenleben von entscheidender Bedeutung und welche davon sind für uns nicht disponibel?“

Kurz zusammengefasst: Bunt statt braun wird auch 2015 mit interessanten Themen eine offene und bunte Bürgergesellschaft im Werra-Meißner-Kreis mitgestalten. Wir freuen uns über jede und jeden, der dabei mitmachen will.

Im folgenden lesen Sie den Bericht der WERRA-RUNDSCHAU (13.6.) zu unserer Veranstaltung vom 11.6. zur AFD:

afd

Die Veranstaltungsreihe des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

 

 

       „Vom

christlichen

 Antijudaismus bis zu

den Neonazis von heute“

 

 

 

 

wird fortgesetzt mit einer Veranstaltung zum Thema:

 

„Vorsicht Rechtsextremismus!

Wie ein Landkreis auf rechtsextreme Tendenzen

reagiert und Toleranz und Demokratie fördert

– Beispiel Schwalm-Eder“

 

Das kreiseigene Projekt „Gewalt geht nicht!“ findet in der Bekämpfung rechtsextremer Einstellungen sowie der Förderung von Toleranz und Demokratie überregional Beachtung und ist u.a. Träger des Anerkennungspreises 2014, des Landespräventionsrates Hessen.

Der Referent, Stephan Bürger, ist Projektleiter des seit 2008 initiierten Projektes „Gewalt geht nicht! – Wir im Schwalm-Eder-Kreis – Gemeinsam. Tolerant. Aktiv“. Er wird in seinen Ausführungen auf die Arbeit des Schwalm-Eder-Projektes eingehen und sowohl den Anlass, die Projektstruktur, Stolpersteine und gelungene Projektbausteine vorstellen.

Neben dem Vortrag wird es Gelegenheit für Fragen geben.

am Donnerstag, den 7. Mai 2015, 19 Uhr

in der Aula der Volkshochschule

Eschwege, vor dem Berge 1

 

 

Sie sind herzlich eingeladen!

 

 Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

 in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Werra-Meißner

 

Kontakt: bunt-statt-braun-wmk@gmx.de, im Internet: www.bunt-statt-braun-wmk.de

Die Veranstaltungsreihe des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

 

„Vom

christlichen

Antijudaismus bis zu

den Neonazis von heute“

 

 

wird fortgesetzt mit einer Veranstaltung zum Thema:

 

 

Die Aufarbeitung von Justizverbrechen in Ost und West – zwei verpasste Chancen

 

Vortrag von Helmut Kramer mit anschl. Diskussion

Am Donnerstag, den 19.3. um 19 Uhr

in der Aula der VHS Eschwege,vor dem Berge 1

Als der Proberichter Helmut Kramer im Jahre 1966 für die Rehabilitierung eines vom Braunschweiger Sondergericht als „Volksschädling“ zum Tode verurteilten 19-jährigen Mädchens eintrat, zog er sich damit den Unwillen vieler Kollegen zu. Schon damals wollte ihm nicht in den Kopf, dass an seiner Seite in Braunschweig mit vielen Todesurteilen belastete ehemalige NS-Juristen weiter amtierten, während fast gleichzeitig der Volkspolizist Hankel vom Landgericht Stuttgart als „Todesschütze“ verurteilt wurde.

Die in der politischen Justiz von 1955 bis 1968 von ehemaligen NS-Juristen wegen kritischer Meinungsäußerungen gegen die Wiederaufrüstung und die Adenauer-Regierung zu Gefängnisstrafen verurteilten Kommunisten sind bis heute nicht rehabilitiert worden. Nachdenklich machen auch die in der nachfolgenden Zeit gegen engagierte junge Leute verhängten Berufsverbote (überwiegend Lehramtskandidaten, schon amtierende Lehrer und Hochschullehrer). An die Stelle hoffnungsvoll begonnener Lebensläufe trat oftmals endgültige Arbeitslosigkeit mit der Folge geringster Rentenansprüche. Doch geht es Helmut Kramer weniger um das Anprangern einer längst abgetretenen Juristengeneration als um das Bemühen, für Gegenwart und Zukunft aus den Irrtümern der Geschichte, gerade angesichts der Verführbarkeit vieler Juristen zu Macht- und Karrierestreben, zu lernen. Produktiver als der Streit um den Begriff „Unrechtsstaat“ erscheint Helmut Kramer die fortwährende Frage danach, inwieweit die Grund- und Menschenrechte in der Praxis heute verwirklicht sind und was alle Bürger zu ihrer Durchsetzung beitragen können.

Sie sind herzlich eingeladen!

 

Unkostenbeitrag: 3,- € – Gebührenfrei für Schüler und Studenten

 

Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Werra-Meißner

und dem Marburger Universitätsbund

Kontakt: bunt-statt-braun-wmk@gmx.de, im Internet: www.bunt-statt-braun-wmk.de

 

Zweierlei Maß

 

Dr.Helmut Kramer referierte über die Aufarbeitung der Nazi-Jusiz im Vergleich zur DDR-Justiz

Am 19.03.2015 hielt Herr Dr. Helmut Kramer (Richter am OLG i.R., geb. 30.03.1930 in Helmstedt) im Rahmen der vom Aktionsbündnis „Bunt statt braun“ in Kooperation mit der Volkshochschule organisierten Vortragsreihe „Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis von heute“ seinen Vortrag mit dem Titel „Die Aufarbeitung von Justizverbrechen in Ost und West – zwei verpasste Chancen“.

 

Dr. Kramer berichtete über seine Erfahrungen als junger Richter am Landgericht Braunschweig in den 1960iger Jahren. Er äußerte seine Irritation darüber, dass an seiner Seite mit vielen Todesurteilen belastete ehemalige NS-Richter tätig waren. Im Rahmen eines Rehabilitierungsverfahrens des vom Braunschweiger Sondergericht verurteilten 19-jährigen Mädchens Erna Waschinski als „Volksschädling“ verweigerten sie diesem NS-Opfers die Rehabilitation, während zur gleichen Zeit Richter des Landgerichts Stuttgart den ehemaligen DDR-Grenztruppenangehörigen Hankel als „Todesschützen“ verurteilten.

Das Unrecht dieser völlig unterschiedlichen juristischen Behandlung des in der Nazizeit einerseits und des in der Zeit der DDR begangenen Unrechts andererseits durch bundesrepublikanische Richter schilderte Dr.Kramer anhand mehrerer Fälle. Nach Auffassung Dr. Kramers wurde die sogenannte „Radbruchschen Formel“ ausschließlich auf die Täter aus der ehemaligen DDR angewendet um mögliche Rechtfertigungsgründe des DDR-Rechts (z.B. des DDR-Grenzregimes) zu verwerfen, während die Nichtanwendung dieser Formel und die Anerkennung des Nazi-„Rechts“ als Rechtfertigungsgrund (z.B. Volksschädlingsverordnung) für die ehemailgen NS-Täter -insbesondere die juristischen Schreibtischtäter- durchgehend nicht einmal zu einer Anklage gegen diese Personengruppe geführt hätten.

Die Radbruch’sche Formel, die der deutsche Rechtsphilosoph Gustav Radbruch bereits 1946 formulierte, besagt, dass sich ein Richter bei einem Konflikt zwischen dem staatlich gesetzten Recht einerseits und der Gerechtigkeit andererseits immer dann – und nur dann – gegen das (geschriebene) Gesetz und stattdessen für die Gerechtigkeit zu entscheiden habe, wenn das fragliche Gesetz entweder als „unerträglich ungerecht“ anzusehen ist oder das Gesetz die im Begriff des Rechts grundsätzlich angelegte Gleichheit aller Menschen aus Sicht des Interpreten „bewusst verleugnet“.

In diesem „Messen mit zweierlei Maß“ durch die Richter der Bundesrepublik nach 1945 und nach 1989 liege eben die verpasste Chance der Aufarbeitung -besser Nichtaufarbeitung- des Unrechts, welches in der Nazizeit und der Zeit der DDR begangen wurde.

In der Bundesrepublik habe es zum Beipiel viel zu lange gedauert, bis die ehemaligen Deserteure der Wehrmacht rehabilitiert worden seien. Bis heute seien die allein wegen ihrer Zugehörigkeit zur DKP aus dem Staatsdienst entlassenen Bediensteten im öffentlichen Dienst nicht rehabilitiert worden. Er könne deshalb auch mit der politischen Diskussion um den Begriff „Unrechtsstaat“ für die ehemalige DDR wenig anfangen. Staatliches Unrecht sei sowohl durch die Justiz gerade in der frühen Bundesrepublik, wie auch durch die Justiz in der DDR begangen worden.

 

Das Fatale sei es ja gerade, dass die Juristen aufgrund ihrer Ausbildung in der Lage seien, selbst Unrecht mithilfe dessen, was sie gelernt hätten, überzeugend zu begründen. Deshalb sei der Einsatz Aller für Demokratie und den Rechtsstaat -insbesondere der jungen Generation- ja so wichtig. Leider vermisse er ein solches breites Engagement bei der jungen Generation heute viel zu oft.

Abschließend formulierte Dr. Kramer: „Wer sich nicht beizeiten, noch unter dem ungetrübten Himmel von Rechtsstaat und Demokratie in Kritik, Widerspruch und Zivilcourage übt, wird dazu erst recht unter einem autoritären Regime weder bereit noch in der Lage sein.“

 

Die Veranstaltungsreihe des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

 

„Vom

christlichen

Antijudaismus bis zu

den Neonazis von heute“

 

 

 wird fortgesetzt mit einer Veranstaltung zum Thema:

 

 

Wir sind, was wir erinnern

Zwei Generationen nach Auschwitz

 

 

Vortrag von Dr. med Konrad Görg,

Mediziner am Universitätsklinikum Marburg-Gießen

 

am Donnerstag, den 22.1.2015, 19.00 – 20.30 Uhr

in der Aula der Volkshochschule

Eschwege, vor dem Berge 1

 

Auschwitz – „Es reicht. Ich kann es nicht mehr hören.“ Äußerungen dieser Art sind nicht selten. Viele Menschen in unserem Land verspüren angesichts des Themas Holocaust einen Überdruss, und gerade Jüngere meinen, dieses Thema aus Großelternzeit  gehe sie doch nun wirklich nichts mehr an. Andererseits herrscht aber auch große Unsicherheit: Studien belegen, dass beispielsweise unter Jugendlichen jeder Fünfte mit dem Begriff Auschwitz überhaupt nichts anfangen kann.

Was ist damals passiert, wie konnte es passieren? Und: was können wir heute tun? Hat man aus der Geschichte gelernt?

Diese und andere Fragen rund um Antisemitismus und Rassismus versucht der Referent in einem Vortrag zu seinem Buch “Wir sind, was wir erinnern“ zu beantworten.

Sie sind herzlich eingeladen!

 

Unkostenbeitrag: 3,- € – Gebührenfrei für Schüler und Studenten

 

 Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

 in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Werra-Meißner

und dem Marburger Universitätsbund

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Hier der Bericht von der Veranstaltung:

Am 22.01.2015 hielt Dr. med. Konrad Görg seinen Vortrag zum Thema:
„Wir sind, was wir erinnern. Zwei Generationen nach Ausschwitz.“

Dr. Görg wurde unterstützt durch seine Frau, die die Geschichte des zehnjährigen
Erwin Katz vorlas. Geschrieben von seiner damals nur einige Jahre älteren
Schwester Jolana, die von der Deportation ihrer beiden Eltern Gisella und Samuel Katz,
ihrer Schwestern Hilda und Rela Katz und eben ihres kleinen Bruders Erwin
in das Konzentrationslager Ausschwitz berichtet. Noch in der Ankunftsnacht am 20. Mai 1944 in Ausschwitz wurden die Eltern Gisella und Samuel Katz sowie ihr kleiner 10 Jahre alter Bruder Erwin ermordet. Die drei Schwestern Jolana, Hilda und Rela überlebten.

Der Sohn von Hilda Katz, Petr Abeles, ein Studienfreund Konrad Görgs, hat ihm diese von seiner Tante Jolana überlieferte Geschichte der Deportation der Familie Katz im Mai 1944 nach Ausschwitz erzählt.

Wir sind, was wir erinnern. Und dazu gehört das Erzählen dessen, was wirklich war.

„Das Höchste, was man erreichen kann, ist zu wissen und auszuhalten, dass es so und nicht anders gewesen ist, und dann zu sehen, was sich daraus -für heute- ergibt.“ Zitierte Dr. Konrad Görg die jüdische Philosophin und Journalistin Hannah Arendt und fügte ein Zitat von Judith Miller hinzu:
„Die Abstraktion ist des Gedächtnisses innigster Feind…Wir selbst müssen uns immer wieder mahnend erinnern, dass der Holocaust nicht `6 Millionen` bedeutet. Er war Einer, und Einer, und Einer und Einer und….“

Dr. Konrad Görges bezeichnete die NS-Herrschaft und den Holocaust als den größten zivilisatorischen Zusammenbruch, den die Menschheit bisher erlebt habe. Dieser sei um so unverständlicher gewesen, als er sich in dem Land der Dichter und Denker zugetragen habe, und in dem eben Weimar und Buchenwald nur wenige Kilometer voneinander entfernt lägen.

Aber, wie Richard Alewyn es ausdrückte, „Humanität und Bestialität sind deutsche Nachbarn. Die moralische Topographie Deutschlands ist für immer dadurch gekennzeichnet, dass das KZ Buchenwalt in der Nähe zu Weimar errichtet worden ist.“

Im Nationalsozialismus hätten sich Bildungsbürgertum und brauner Mob in fataler menschenverachtender Weise verbündet sagte Konrad Görg. Aber so zitierte er Dan Diner, „der Holocaust ist eben auch die ungeschriebene Verfassung der Bundesrepublik Deutschland.“ Und wie es Albert Friedländer einmal formuliert habe, „Die Juden und viele andere, können Ausschwitz nicht vergessen. Aber die Deutschen – dürfen Ausschwitz nicht vergessen.“

Diese Notwendigkeit bestehe auch heute wieder in besonderer Weise, in einer Zeit, in der Menschen unter der Bezeichnung Pegida ihre diffusen Ängste in ausländer- und fremdenfeindlichen Demonstrationen ausleben und gegen eine angebliche Islamisierung des sogenannten Abendlandes propagieren.

Helfen könne gegen solche Fehlentwicklungen nur eine wache Demokratie, eine Bürgergesellschaft
die offen für die Demokratie streite und für die Grundwerte unseres Grundgesetzes, für Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit und Minderheitenschutz und selbstverständlich für die Würde jedes einzelnen Menschen eintrete.

Der sehr beeindruckende und berührende Vortrag Dr. Konrad Görgs erhielt zu Recht lang anhaltenden Beifall der Zuhörerinnen und Zuhörer und zeigte zugleich, dass die Volkshochschule und das Aktionsbündnis „Bund statt braun“ mit ihrer Vortragsreihe „Vom christlichen Antijudaismus zu den Neonazis von heute“ ein wichtiges und  hoch aktuelles gesellschaftliches Thema aufgegriffen haben.

Literaturhinweis: http://www.konrad-goerg.com/wir_sind_was_wir_erinnern.html

 

Die Veranstaltungsreihe des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

„Vom

christlichen

Antijudaismus bis zu

den Neonazis von heute“

 

 

wird fortgesetzt mit einer Veranstaltung zum Thema:

 

 

 

Die

 

Rosenburg

 

Das Bundesministerium der Justiz und sein Umgang mit der NS-Vergangenheit

 

 

Vortrag von Prof. Dr. Christoph Safferling

 

am Donnerstag, den 6.11.2014, 18.30 – 20 Uhr

in der Aula der Volkshochschule

Eschwege, vor dem Berge 1

 

Die Deutsche Justiz hat an der Durchsetzung und Festigung des NS-Unrechtsstaates tatkräftig mitgeholfen. Wie der Neuaufbau der deutschen Justiz nach der NS-Zeit in den 50er und 60er Jahren gelungen ist, ist Thema dieses Vortrages.

 

Prof. Dr. Safferling ist Mitglied in der unabhängigen wissenschaftlichen Kommission beim Bundesjustizministerium zur  Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.

 

 

 

Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Werra-Meißner

 

Kontakt: bunt-statt-braun-wmk@gmx.de , im Internet: www.bunt-statt-braun-wmk.de

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Hier der Bericht von der Veranstaltung:

 

Im Rahmen der von der VHS-Eschwege und dem Aktionsbündnis „Bunt statt braun“ organisierten Vortragsreihe „Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis von heute“ referierte Prof. Dr. Christoph Safferling (Uni Marburg) am 06.11.2014 in der VHS Eschwege.

Thema seines Vortrages: „Die Rosenburg. Das Bundesministerium der Justiz und sein Umgang mit der NS-Vergangenheit“.
Prof. Safferling berichtete als einer der beiden vom Bundesministerium der Justiz durch die damalige Bundesjustizministerin Leutheuser-Schnarrenberger beauftragten
Sachverständigen über die Ergebnisse seiner Forschung zur NS-Vergangenheit des BMJ in den 50iger und 60iger Jahren.

In seinem äußerst spannenden Vortrag stellte er einige Spitzenjuristen des Ministeriums und deren NS-Vergangenheit teilweise anhand von Auszügen und Schriftwechsel aus den Personalakten der Betroffenen vor.Besonders ging er dabei auch auf den ehemaligen NS-Staatsanwalt in Innsbruck und langjährigen Mitherausgeber des Standard-Kommentars zum Strafgesetzbuch, Dr. Eduard Dreher ein. Er legte dar, wie Dr. Dreher im Zuge einer in seine Zuständigkeit fallende Novellierung des Ordnungswidrigkeitengesetzes im Jahre 1968 die Verkürzung der Verjährungsfristen für viele NS-Schreibtischtäter verursachte bzw. veranlasste, ohne das dies den Justizpolitikern im Bundestag aufgefallen ist.

Das erschreckende Ergebnis der Forschungen Professor Safferlings: 80 % der im BMJ beschäftigten Spitzenjuristen vom Abteilungsleiter bis zum Referatsleiter waren ehemalige z.T. hochrangige NS-Juristen.

Die Ergebisse der Forschung werden demnächst veröffentlicht.

Zu der Forschungsarbeit Professor Safferlings können Sie hier:

http://www.v-r.de/de/title-0-0/die_rosenburg-1010833/

weitere Informtionen finden.

 

Über die Veranstaltung von BUNT-statt-braun und der Volkshochschule zum Thema:

„ESCHWEGE – eine stadt im Nationalsozialismus oder eine nationalsozialistische Stadt“ schrieb die Werra-Rundschau am 13.10.:

 strauss

Hier die Themen und Berichte von den Veranstaltungen unserer Reihe:

Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis von heute:

 

Die Veranstaltungsreihe des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

 

„Vom.

christlichen

Antijudaismus bis zu

den Neonazis von heute“

 

wird fortgesetzt mit einer Lesung unter dem Titel:

 

 

„Ich war ein

 

 

Hitlermädchen“

 

 

von Ursula Vaupel

 

Die Autorin bietet in der Lesung Einblicke in ihre eigenen Kindheitserinnerungen und Reflexionen über den Zeitraum von 1928 bis 1950. Diese ergänzt sie um Jugenderinnerungen ihres ehemaligen jüdischen Nachbarjungen Paul Kleinstraß / Kester, mit dem sie von 1935 bis 1938 in Wiesbaden im selben Wohnhaus wohnte. 1938 wurde ihm als 13-jährigem (ohne Eltern) die Ausreise nach Schweden ermöglicht. In der jüngsten Vergangenheit gelang es Ursula Vaupel, den Kontakt und Austausch mit dem heute in Kalifornien lebenden Paul Kleintraß/Kester aufzunehmen.

 

 

Am Donnerstag, den 25.9.2014, 19.00 – 20.30 Uhr

in der Aula der Volkshochschule Eschwege,

Vor dem Berge 1

spilker

 

 

Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“

Kontakt: Bunt-statt-braun-wmk@gmx.de , im Internet: www.bunt-statt-braun-wmk.de

 

in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Werra-Meißner

 

 

Rechtsextreme Ideen und völkischer Feminismus

 

ESCHWEGE. Das Aktionsbündnis gegen Rechts „Bunt statt braun“ hatte am 12. Juni  zum letzten Vortrag vor der Sommerpause eingeladen. Trotz Hitze und Fußball-WM hatten sich wieder eine größere Zahl Interessierter in der Aula der Volkshochschule eingefunden.

Im Rahmen der Reihe „Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis heute“ hielt Dr. Annika Spilker einen Vortrag zum Thema „Wurzeln rechtsextremer Ideen im ‚antichristlichen Antisemitismus’ und im ‚völkischen Feminismus’“. Die Referentin ist Historikerin und freie Forscherin. Der Vortrag bezog sich auf ihre Forschungsergebnisse, die sie im letzten Jahr in einem Buch veröffentlicht hatte.

In einem ersten Teil referierte Dr. Annika Spilker über die Wurzeln der völkisch-religiösen Bewegung vor und während der Zeit der Weimarer Republik. Diese Bewegung hatte versucht, eine „arteigene Rassereligion“ zu begründen. Diese Gedanken wurden dann auch in der nationalsozialistischen Bewegung aufgenommen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags lag in der Darstellung der Rolle von Frauen in der völkischen Bewegung. Dargestellt wurde dies vor allem am Beispiel der 1877 geborenen Mathilde Ludendorff, deren Werk die Referentin ausführlich ihrem Buch untersucht hatte. Mathilde Ludendorff war eine der radikalsten Vertreterinnen des „antichristlichen Antisemitismus“. Die Referentin erläuterte diesen etliche Zuhörende zunächst irritierenden Begriff auf einleuchtende Weise. Mathilde Ludendorff kombinierte nämlich antisemitische Einstellungen mit einer radikal antichristlichen Haltung.

Sehr interessant waren auch die die aktuellen Bezüge, die die Referentin bis hin zu dem derzeitigen NSU-Prozess zog. Dabei zeigte sie, dass Argumente des antichristlichen Antisemitismus und des völkischen Feminismus Elemente rechtsextremer Ideenbildung waren und bis heute sind.

Die sich anschließende angeregte Diskussion zeigte, dass die Referentin es verstanden hatte, den Zuhörenden die Inhalte nahe zu bringen und verständlich zu machen.

Eröffnet und moderiert wurde der Vortragsabend auf sehr freundliche und kompetente Weise von Ursula Vaupel. Sie hatte die Referentin schon als Schülerin kennengelernt und sich jetzt in der Vorbereitung auf den Vortragsabend intensiv mit deren Buch beschäftigt.

 

Nach der Sommerpause wird die Vortragsreihe „Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis heute“  voraussichtlich am 25. September fortgesetzt. Ursula Vaupel wird dann Teile aus ihrer Autobiografie vortragen.

 

In der Werra-Rundschau vom 21.6. nachzulesen:

nsu

http://www.werra-rundschau.de/lokales/eschwege/bunt-statt-braun-vortrag-rechtsextreme-ideen-voelkischer-feminismus-3640558.html

Am 27.04.2014 fand in der Volkshochschule Eschwege der vierte vom Aktionsbündnis „Bunt statt braun“ organisierte Vortrag mit anschließender Diskussion im Rahmen der Reihe „Vom christlichen Antijudaismus zu den Neonazis von heute“ statt.

Thema diesmal: „Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) – Vom Entstehen bis zum Stand der Aufklärung“

Vortragende waren Jugendpfarrer [URL=http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_K%C3%B6nig_%28Pfarrer%29]Lothar König[/URL] aus Jena, der Stadt in der Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe aufwuchsen, und Katharina König, seine Tochter, Mitglied der Partei DIE LINKE und des Untersuchungsausschusses zu den Taten des NSU im Thüringischen Landtag.

Zunächst berichtete Lothar König über das Lebensgefühl der Menschen in der DDR von deren Entstehung bis zu dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruch 1989. Die damit einhergehende Wertedesorientierung bei Erwachsenen und Jugendlichen und der während der gesamten DDR-Zeit unter der Oberfläche schwelende auch braune Ungeist führten nach der Wende
in den neuen Bundesländern zu einer neonazistischen Politisierung und schließlich Radikalisierung unter den Jugendlichen, gerade in den sogenannten „Neubaugebieten“ und bei den sogenannten Wendeverlierern.

Diejenigen, insbesondere linke Jugendliche, und Antifa-Gruppen, darunter auch Lothar König, die vor solchen Tendenzen und Entwicklungen frühzeitig gewarnt hatten, wurden von der Politik nicht ernst genommen bzw. selbst als politisch Radikale diffamiert. So konnten sich rechtsradikale Gruppen ohne dass ihnen Widerstand geleistet wurde, organisieren, z.T. sogar mit öffentlichen Geldern an V-Männer -wie z.B. in Thüringen, Tino Brand unterstützt, bildeten sich Gruppierungen wie der Thüringer Heimatschutz aus dem der Nationalsozialistische Untergrund hervorging.

Katharina König, Mitglied der Partei DIE LINKE, berichtete über die Erkenntnisse des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses. Eine Kette von Versäumnissen und Fehleinschätzungen kennzeichnet nach den Untersuchungsergebnissen die staatlichen Maßnahmen des Verfassungsschutzes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft gegen die Neonazis. Mangelnde Abstimmungen zwischen den Behörden oder bewusste Nichtinformationen über vorliegende Erkenntnisse, insbesondere beim Verfassungsschutz, mangelnde oder gar fehlende Abstimmungen zwischen den einzelnen Bundesländern und den zuständigen Bundesstellen schienen eher die Regel denn die Ausnahme zu sein. Geschwärzte oder nicht übermittelte Akten, das Berufen auf den sogenannten „Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung“ gegenüber dem Untersuchungsausschuss waren die Mittel der Regierungsstellen, um vollständige Aufklärung der Fehler und Versäumnisse staatlicher Stellen im Zusammenhang mit der Aufklärungsarbeit des Untersuchungsausschusses zu erschweren. Die schweren Fehler und Unterlassungen, insbesondere des Verfassungsschutzes, gipfeln nach Ansicht von Katharina König in ihrer Forderung, den Verfassungsschutz als Institution in der Bundesrepublik auf Länder- und Bundesebene abzuschaffen.

Weitere interessante Links zu dem o.a. Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_K%C3%B6nig_%28Pfarrer%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_K%C3%B6nig
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Untergrund
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationales_und_Soziales_Aktionsb%C3%BCndnis_Mitteldeutschland
http://www.thueringer-landtag.de/landtag/gremien-und-rechtsgrundlagen/sonstige-gremien/untersuchungsausschuss_5_1/

(Bericht von Michael Krämer)

macht

Pressemitteilung BUNT statt braun, 30.3.2014

 

Am Donnerstag Abend, dem 27.03.2014, um 19:00 Uhr fand die inzwischen dritte Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe „Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis von heute“ des Aktionsbündnisses Bunt statt braun im großen Saal der Volkshochschule statt. Nach Micha Brumlik und Anna-Maria Zimmer war Michael Krämer, Vorsitzender Richter am Landgericht in Mühlhausen, der Vortragende zum Thema „Wer brachte Hitler an die Macht?“. Auch zu diesem Thema fanden sich erneut viele Zuhörer in der Aula der Volkshochschule ein.

 

Michael Krämer begann seinen Vortrag mit einem Zitat aus der sogenannten „Industrielleneingabe“ vom November 1932, in der Vertreter aus Wirtschaft, Bankiers und Großagrariern den damaligen Reichspräsidenten Hindenburg auffordeten, „eine vom parlamentarischen Parteiwesen unabhängige Regierung“ unter „Beteiligung des Führers der größten nationalen Gruppe“ (gemeint war Adolf Hitler) zu ernennen.

 

Krämer leitete dann über auf das die Machtergreifung Hitlers vorbereitetende Treffen zwischen dem Bankier Kurt von Schröder, als einem maßgeblichen Vertreter des rheinischen Unternehmertums, Adolf Hitler und Franz von Papen am 04.01.1933 in der Villa von Schröders in Köln, mit dem die Zustimmung des rheinländischen katholischen Unternehmertums zur Machtverleihung an das Kabinett Hitlers und dessen Ernennung zum Rechskanzler am 30.01.1933 vorbereitet wurde.

 

Schließlich erleuterte der Referent, dass die katholische Kirche im damaligen Deutschen Reich sich gegen die Zustimmung des Kabinetts Hitlers zum Reichskonkordat (20 Juli 1933) zwischen der Regierung des Deutschen Reiches und dem Vatikan die Zustimmung der katholischen Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz (24.03.1933) habe abkaufen lassen. Der politische Katholizismus in der Gestalt der Zentrumspartei habe quasi als Gegenleistung für das Reichskonkordat dem Despoten Adolf Hitler den Steigbügel gehalten und sei bereit gewesen die Demokratie und den Rechtsstaat -festgeschrieben in der Weimarer Verfassung von 1918, aufzugeben.

 

Aber nicht nur die katholische Kirche in Deutschland, sondern auch die evangelische Kirche, insbesondere die in der evangelischen Kirche seinerzeit sehr aktive Gruppe der „Deutschen Christen“ (DC) sei in den Jahren 1933 und auch noch danach vorbehaltlos bereit gewesen Adolf Hitler zu unterstützen und die Demokratie abzuschaffen.

 

Ermöglicht hätte dies unter anderem der in beiden christlichen Kirchen seit Jahrhunderten weit verbreitete theologisch begründete Antijudaismus, der Ende des 19. Anfang des 20.Jahrhunderts in einen rassisch begründeten Antisemitismus umgeschlagen sei.

 

Auch auf die regionalen Ereignisse des Jahres 1933 ging Krämer in seinem Referat ein. Er stellte heraus, dass im Werra-Meißner-Kreis insbesondere aus Kreisen der Landwirtschaft die Machtergreifung der NSDAP im Werra-Meißner-Kreis befördert worden sei. So sei nicht nur der damalige Kreisleiter der NSDAP, Eduard Weiß, Diplomlandwirt gewesen auch sei die Stärkung der NSDAP in Eschwege durch den damaligen Kreisbauernführer und Ortsgruppenleiter der NSDAP in Wanfried, Fritz Walter, gefördert worden. Walter sei bereits früh NSDAP Mitglied gewesen, habe in seiner Funktion als Ortsgruppenleiter der NSDAP in Wanfried im Jahre 1935 auch Einfluss auf die Besetzung der Pastorenstelle in der evangelischen Kirche in Wanfried durch Pfarrer Eisenberg, einen Vertreter der Deutschen Christen genommen, entgegen den Absichten des damaligen Kreispfarrers Clermont, der ein Mitglied der Bekennenden Kirche gewesen sei, durchsetzen können. Nach 1945 sei Fritz Walter FDP-Mitglied, Landtags und bis 1969 sogar Bundestagabgeordneter gewesen.

 

Im Anschluss an den interessanten Vortrag ergab sich noch eine etwa einstündige Interessante Diskussion mit den Zuhörern, denen viele der vorgetragenen Fakten neu und teilweise auch überraschend erschienen

 

30.1.2014:

 

Unsere Veranstaltungsreihe des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus im Werra-Meißner-Kreis „Bunt statt braun“:

 

 

„Vom 

christlichen

Antijudaismus bis zu

den Neonazis von heute“

 

wurde fortgesetzt mit einer Veranstaltung über die

 

 

Verfolgung,  Vertreibung und  Vernichtung  von Juden aus   Eschwege und  Umgebung

 

 

 

Hier die Berichterstattung der Werra-Rundschau vom 4.2.2014:

juden_esw

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Der Artikel kann auch gelesen werden unter:

http://www.werra-rundschau.de/verschiedenes/search/?qr=juden+in+eschwege&tt=1&sb=1&sn=&rs=&bc=Nachrichten&fd=&td=&es=1&idHeaderSearchSubmit=Suchen

start der reihe

]Bunt statt braun startet die Vortragsreihe „Vom christlichen Antijudaismus bis zu den Neonazis von heute“

 

Die erste Veranstaltung dieser Reihe fand am 24.11.2013 (Totensonntag) um 19:00 Uhr in der Aula der Volkshochschule in Eschwege mit einem Vortrag des jüdischen Erziehungswissenschaftlers und Religionsphilosophen Prof. em. Micha Brumlik statt.

 

Prof Brumlik befasste sich in seinem vom Publikum in der vollbesetzten Aula aufmerksam verfolgten Vortrag „Vom christlichen Antijudaismus -insbesondere Luthers- zum politischen Anisemitismus der Jahre 1933 bis 1945“ mit der Frage, ob Julius Streicher Recht gehabt habe, als er im Nürnberger-Prozeß gegen ihn äußerte: „Martin Luther säße heute an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn sein Buch „Die Juden und ihre Lügen„ in Betracht gezogen würde. Ihre Synagogen solle man niederbrennen, man solle sie vernichten…Genau das haben wir getan!“

 

Aber die Richter des Nürnberger Prozesses hatten nicht über Martin Luther, sondern über Julius Streicher, den herausgeber der Judenhetzschrift der Nazis „Der Stürmer“ zu richten.

 

Julius Streicher wurde zum Tode verurteilt.

 

Dann zitierte Prof. Brumlik den Landesbischof der lutherisch-evangelischen thüringischen Landeskirche Martin Sasse, der in seinem Vorwort zu seiner am 23.11.1938 zur Rechtfertigung der Reichspogromnacht vom 09. auf den 10 November 1938 herausgegebenen Schrift „Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen“ Folgendes ausführte:

 

„Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volke wird zur Sühne für die Ermordung des Gesandtschaftsrates vom Rath durch Judenhand die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiete im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zur völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt. Der Weltkatholizismus und der Oxford-Weltprotestantismus erheben zusammen mit den westlichen Demokratien ihre Stimmen als Judenschutzherren gegen die Judengegnerschaft des Dritten Reiches. In dieser Stunde muß die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert aus Unkenntnis einst als Freund der Juden begann, der, getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden. In dieser Schrift soll nur Luther mit seinen eigenen Worten zu uns reden. Seine Stimme ist auch heute noch gewaltiger als das armselige Wort gottferner und volksfremder internationaler Judengenossen und Schriftgelehrter, die nichts mehr wissen von Luthers Werk und willen.

 

Wartburgstadt Eisenach, den 23. November 1938.

 

Martin Sasse“

 

Brumlik führte dann weiter aus er halte es mit Karls Jaspers, der gesagt habe: „Was Luther geraten hat, hat Hitler getan…mit Ausnahme der Vergasung.“

 

Man dürfe Luther auch nicht nur als einen großartigen Theologen sehen -so Brumlik-, dessen reformatorische Leistungen unbestritten seien, sondern auch als einen Philosophen, der sich mit gesellschaftlichen und machtpolitischen Phänomenen befasst habe, wie etwa Machiavelli oder Spinosa.

 

Luther sei ein frühneuzeitlicher Vordenker eines ethnisch homogenen Nationalstaates gewesen, der in seinem Sendschreiben an den Deutschen Adel herausgestellt habe, die monarchistische/fürstliche Herrschaft sei von Gott gewollt. Aufgabe der Fürsten/Könige sei es das Allgemeinwohl zu wahren, notfalls auch unter Einsatz von Gewalt. Er wandte sich gegen die Türken / Mohamedaner, da seinerzeit das Osmanische Reich einen Eroberungs-Feldzug gen Westen geführt habe.

 

Auch sei es mit Luthers Toleranz, insbesondere gegenüber der sozialen Freiheitsbewegung der Bauern (Bauernkriege / Thümas Müntzer) und religiös Andersdenkenden (Wiedertäufern) nicht weit her gewesen.

 

Basierend auf seiner „Zwei-Reiche Lehre“ (Trennung von weltlicher Macht einerseits und Religion / kirchlicher Macht andererseits), habe Luther gefordert, diese beiden Bereiche dürften nicht miteinander verbunden werden.

 

Wohl auch basierend auf seiner Enttäuschung über die mangelnde Bereitschaft der Juden seiner Zeit, zu dem von ihm (Luther) reformierten christlichen Glauben zu konvertieren, forderte Luther drei Jahre vor seinem Tot von der weltlichen Macht (den Grafen von Mansfeld), gegenüber den Juden, eine so genannte „scharfe Barmherzigkeit“ indem er in seiner Schrift von 1543 „Von den Jüden und ihren Lügen“ ausführte:

 

Zitat:

 

„Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? Zu leiden ist’s uns nicht, nachdem sie bei uns sind und wir solch Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen wissen, damit wir uns nicht teilhaftig machen aller ihrer Lügen, Flüche und Lästerungen. So können wir das unlöschliche Feuer göttlichen Zorns nicht löschen noch die Juden bekehren. Ich will meinen treuen Rat geben:

 

Erstlich, daß man ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecke, und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, daß wir Christen seien und solch öffentlich Lügen, Fluchen und Lästern seines Sohnes und seiner Christen wissentlich nicht geduldet noch gebilligt haben.

 

Zum anderen, daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre; denn sie treiben eben dasselbe darinnen, was sie in ihren Schulen treiben. Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall tun, wie die Zigeuner [!], auf daß sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Land, wie sie rühmen.

 

Zum dritten, daß man ihnen nehme all ihre Betbüchlein und Talmudisten, darin solche Abgötterei, Lügen, Fluch und Lästerung gelehrt wird.

 

Zum vierten, daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben [!] verbiete, hinfort zu lehren; denn solch Amt haben sie mit allem Recht verloren.

 

Zum fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe; denn ihr sollt sie nicht schützen, es sei denn, ihr wolltet vor Gott aller ihrer Greuel teilhaftig sein.

 

Zum sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete. Alles was sie haben, haben sie uns geraubt durch ihren Wucher.

 

Zum siebenten, daß man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen, wie Adams Kindern auferlegt ist.“

 

Prof. Brumlik stellte dann die Frage in den Raum, ob es innerhalb des Protestantismus so etwas wie eine ungebrochene Historie dieser Schriften Luthers bis in die Zeit von 1933 gebe.

 

Er selbst gehe davon aus, dass es zwei Überlieferungsstränge gegeben habe:

 

Der eine Strang des Protestantismus insbesondere des 17. und 18. Jahrhunderts sei pietistisch geprägt gewesen.

 

Es sei eine innerliche Frömmigkeit gelebt worden. Die judenfeindlichen Schriften Luthers seien in diesem Umfeld breiten Schichten weitgehend unbekannt gewesen.

 

Der zweite Strang sei jedoch durch eine judenfeindliche Tradition geprägt gewesen:

 

Johann Gottfried Herder (1744–1803), Hofprediger in Bückeburg und Generalsuperintendent und Zeitgenosse Goethes in Weimar, hielt die Juden für „verdorben“, „ehrlos“ und „amoralisch“, aber durch Erziehung zu bessern. Er deutete ihre Diaspora-Situation als Unfähigkeit zu einem eigenen Staatsleben und prägte den oft zitierten Satz, Juden seien seit Jahrtausenden eine parasitische Pflanze auf den Stämmen anderer Nationen. Er forderte die Abkehr von ihrer Religion als Voraussetzung für ihre nationale und kulturelle Integration.

 

Das im Jahre 1822 erschienene Werk von Hundt-Radowski „Die Judenschule“ nehme auf Luthers antijudaistischen Schriften Bezug.

 

Anmerkung : Hartwig Hundt war der zweite Sohn des bürgerlichen, mecklenburgischen Gutsbesitzers Johann Hundt. Er wuchs in einem pietistischen und antijudaistisch orientierten Elternhaus auf. Hartwig überstand mehrere lebensbedrohliche Erkrankungen, sein älterer Bruder starb an Scharlach. Zur intensiven Bibellektüre angewiesen, entwickelte der Junge eine irrationale „Wut“ auf das Alte Testament, insbesondere auf „das schmutzige Hohe Lied Salomo’s“. Seine Schulbildung erhielt er durch Hauslehrer und das Gymnasium der Stadt Parchim. 1802 verheiratete er sich mit der Tochter eines Pastors und Beichtvaters der Familie Hundt.

 

1883 habe der Historiker Heinrich von Treitschke eine Rede mit dem Thema „Luther und die Deutsche Nation“ gehalten, in der er den Protestantismus als Hüter des „Deutschtums gegen fremdes Volkstum bezeichnet habe.

 

Anmerkung: Von Treitschke stammt der Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später das Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde. Treitschke formulierte diesen Satz in dem aufsehen erregenden Aufsatz Unsere Aussichten (1879) als angeblichen parteiübergreifenden Konsens seiner Zeitgenossen „wie aus einem Munde“ und erhob darin Forderungen nach Zurückdrängen des gesellschaftlichen Einflusses der Juden. Heinrich Gotthardt von Treitschke (* 15. September 1834 in Dresden; † 28. April 1896 in Berlin) war ein deutscher Historiker, politischer Publizist und Mitglied des Reichstags von 1871 bis 1884, zunächst als nationalliberaler Abgeordneter, seit 1879 ohne Parteizugehörigkeit. Er gilt als Wegbereiter des Antisemitismus im deutschen Bürgertum. Heinrich von Treitschke stammte aus einer sächsischen Beamten- und Offiziersfamilie und war evangelischer Konfession. Sein Vater war der sächsische Generalleutnant Eduard Heinrich von Treitschke, sein Onkel der Jurist Georg Carl Treitschke und sein Vetter der General Heinrich Leo von Treitschke. Er studierte Geschichte und Nationalökonomie in Bonn (wo er im Wintersemester 1851/52 der Burschenschaft Frankonia beitrat), Leipzig, Tübingen und Freiburg im Breisgau. Nach der Promotion zum Dr. iur. und seiner anschließenden Habilitation (Thema der Habilitationsschrift: „Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch“ [1858]) wurde er 1863 zum außerordentlichen Professor für Staatswissenschaften in Freiburg ernannt. 1866 übernahm er eine ordentliche Professur für Geschichte und Politik an der Universität Kiel und 1867 an der Universität Heidelberg. 1873 wurde er als Nachfolger auf den Lehrstuhl Leopold von Rankes an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität berufen.

 

1887 sei das „Handbuch zur Judenfrage“ von Theodor Fritsch erschienen in dem zwanzig mal auch Luther Bezug genommen werde.

 

Anmerkung:

 

Theodor Fritsch (Geburtsname Emil Theodor Fritsche; * 28. Oktober 1852 in Wiesenena; † 8. September 1933 in Gautzsch) war ein deutscher Publizist und Verleger, der antisemitische Schriften schrieb und herausbrachte. Fritsch schrieb auch unter den Pseudonymen Thomas Frey, Fritz Thor und Ferdinand Roderich-Stoltheim.

 

Theodor Fritsch wurde als Emil Theodor Fritsche geboren. Seine Eltern waren Johann Friedrich Fritsche und Auguste Wilhelmine, geborene Ohme. Er war das sechste von sieben Kindern. Vier seiner Geschwister starben im Kindesalter. Nach dem Besuch der Realschule in Delitzsch lernte er Gießer und Maschinenbauer. Danach nahm er ein technisches Studium an der Berliner Gewerbeakademie auf, das er 1875 als Techniker abschloss. Im gleichen Jahr trat er in eine Berliner Maschinenfabrik ein und machte sich 1879 durch Gründung eines technischen Büros, das mit einer Verlagsanstalt verbunden war, selbstständig. 1880 gründete Fritsch den Deutschen Müllerbund und gab dessen Zeitschrift Der Deutsche Müller heraus. 1898 gründete er die „Mittelstandsvereinigung im Königreiche Sachsen“. Er widmete sich der Artikulation und Organisation der Interessen von Handwerk und Mittelstand, aber auch der Verbreitung antisemitischer Propagandaschriften. Wann er seinen Namen in „Fritsch“ geändert hat, ist nicht eindeutig geklärt.

 

In seinem 1902 in Leipzig gegründeten Hammer-Verlag erschienen neben der Zeitschrift Der Hammer – Blätter für deutschen Sinn (1902–1940) zahlreiche antisemitische Propagandaschriften, darunter auch deutsche Übersetzungen der Protokolle der Weisen von Zion und der von Henry Ford unter dem Titel Der internationale Jude herausgegebenen Zeitschriftenaufsätze des Dearborn Independent. Mit der Antisemitischen Correspondenz schuf Fritsch 1885 eine Art Diskussionsforum für Antisemiten verschiedener politischer Richtungen. 1894 gab Fritsch die Redaktion der Zeitschrift an Max Liebermann von Sonnenberg ab, der sie unter dem Namen Deutsch-soziale Blätter zum Organ seiner Partei machte.

 

In seinen zahlreichen eigenen Publikationen untersuchte Fritsch die angebliche „Verjudung“ der christlichen Religion, des Adels, des Landbesitzes, der Presse, der Richterschaft und diverser anderer Berufsgruppen. Seine ultraradikalen Ansichten zur „Judenfrage“ brachten ihm Geld- und Gefängnisstrafen ein. Öffentliches Aufsehen erregten vor allem die Gotteslästerungsprozesse zwischen 1910 und 1913. Im Hammer und in seinem Buch Mein Beweis-Material gegen Jahwe (1911) hatte Fritsch die sittliche Minderwertigkeit der jüdischen Religion zu erweisen versucht. Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) zeigte ihn daraufhin wegen Beleidigung einer Religionsgemeinschaft und Störung der öffentlichen Ordnung an. In den ersten beiden Prozessen wurde Fritsch zu Gefängnisstrafen verurteilt, im dritten Prozess aufgrund eines umstrittenen theologischen Gutachtens freigesprochen.

 

Fritsch widmete sich auch anderen Themenkomplexen wie z. B. der auch von der völkischen Bewegung popularisierten Gartenstadtidee, zu der er bereits durch sein 1896 erschienenes Buch Die Stadt der Zukunft beitrug, und der Mittelstandsfrage.

 

Antisemiten-Katechismus und Handbuch der Judenfrage

 

Fritschs Antisemiten-Katechismus erschien erstmals 1887 im Verlag von Hermann Beyer. Eine aktualisierte und erweiterte Fassung gab Fritsch unter dem Titel Handbuch der Judenfrage ab 1907 heraus. Das Buch besteht aus mehreren Teilen, die einen hohen Gebrauchswert für Antisemiten haben sollten. So findet sich etwa eine antisemitische Zitate-, Literatur- und Argumentsammlung, antisemitische Forderungen und Statistiken (z. B. Anteile von Juden an bestimmten Bevölkerungsgruppen), Angaben über die Größe der jüdischen Gemeinden einzelner Städte, umstrittene Auszüge aus dem Talmud. Daneben findet sich das Parteiprogramm der antisemitischen Deutschsozialen Partei oder Listen, die antisemitische Buchhandlungen, Verlage oder Zeitschriften aufzählen oder „judenfreie“ Geschäfte („Verzeichnis empfehlenswerter deutscher Firmen“) z. B. für den Bezug von Apfelwein oder Olivenöl benennen. Unter den empfohlenen Tageszeitungen finden sich nicht nur Parteiblätter der Antisemiten, sondern auch zahlreiche – besonders katholische – Regionalzeitungen des deutschsprachigen Raumes, die aufgrund ihres Antisemitismus ausgewählt wurden. Die antisemitische Polemik geht dabei nahtlos in die offene und ausdrückliche Bekämpfung des Christentums und besonders des Katholizismus („in seiner Substanz jüdisch“) über. Das Buch erlebte bis 1945 insgesamt 49 Auflagen und bildet, teilweise bis heute, eine Fundgrube für Nationalsozialisten, Neonazis und Revisionisten.

 

Sein gleichnamiger Sohn (1895–1946) war ebenfalls Buchhändler sowie SA-Mitglied, Mitglied des Aktionsausschusses des Börsenvereins Deutscher Buchhändler und Mitglied des Präsidialrats der Reichsschrifttumskammer.

 

Schließlich habe am 06.Mai 1939 der im Protestantismus in Deutschland tief verwurzelte Antijudaismus, der durch die Nazis und die Deutschen Christen aufgegriffen und in einen rassisch begründeten Antisemitismus umgemünzt wurde, zur Gründung des so genannten „Entjudungsinstitutes“ in Eisenach geführt, welches von 11 von 29 evangelischen Landeskirchen finanziert wurde und innerhalb dessen sich 300 Wissenschaftler mit der Frage der Entjudung des evangelischen kirchlichen Lebens befasst haben.

 

An die Ausführungen Brumliks schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Es wurde deutlich, dass die antijudaistischen Aüßerungen Luthers in breiten Kreisen des Protestantismus weitgehend unbekannt sind. Dies gilt besonders im Hinblick auf die Wirkungen die diese Schriften Luthers in späterer Zeit durch das Aufgreifen durch Antisemiten und die Nazis entfaltet haben.

 

Zum Abschluss der Veranstaltung richtete der Moderator des Abends, Michael Krämer, von „Bunt statt braun“ einen Appell an die Zuhörer und die anwesenden Vertreter der evangelischen Kirche des Werra-Meißner-Kreises, indem er aus dem Buch „An Luthers Geburtstag brannten die Synagogen“ der evangelischen Theologin und Pastorin der württembergischen Landeskirche, Sybille Biermann-Rau zitierte:

 

„Die Absage an den Antijudaismus, und insbesondere den von Martin Luther, halte ich für eine Bekenntnisfrage. Gehört eine solche Absage nicht in die Grundordnung einer Kirche, die sich eine lutherische nennt bzw. sich auf Luthers Theologie beruft?
Wir können Luthers reformatorische Erkenntnisse und Luthers Bibelübersetzung -allen voran die der Psalmen- nur dann gebührend würdigen und die 500-jährige Wiederkehr des Thesenanschlags nur dann recht feiern, wenn wir uns deutlich von seinem Antijudaismus distanzieren.
So habe ich die Hoffnung, dass die Evangelische Kirche in Deutschland, vertreten durch die Synode und den Rat der EKD, öffentlich und verbindlich Luthers Judenfeindschaft als Irrweg erklärt – wenn nicht zu Beginn der Lutherdekade, so im Laufe dieser Jahre bis 2017. „

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